Könntest Du uns kurz erzählen, wer Du bist und was Dich dazu motiviert hat, Deine Geschichte zu teilen?
Ich bin Lisa, 32 Jahre alt, aus Esslingen in der Nähe von Stuttgart. Seit drei Jahren arbeite ich als Digital Art Director bei PURELEI. Ich möchte meine Geschichte teilen, um anderen Menschen Mut zu machen und zu zeigen, dass sie nicht allein sind. „Anderssein“ kann Angst machen, das weiß ich selbst. Aber zu sich selbst zu stehen, ist einfach das beste Gefühl der Welt.
Welche Aspekte Deines Lebens und Deiner Persönlichkeit definieren Dich am meisten?
Was mich am meisten definiert… Ich bin eine starke und selbstbewusste Frau. Darauf bin ich sehr stolz. In der Vergangenheit hatte ich viel mit mir selbst und meiner mentalen Gesundheit zu kämpfen, da ich mich auch anders in der Gesellschaft gefühlt habe. Heute bin ich stolz darauf, dass ich alles erreicht habe, was ich erreichen wollte und jetzt der Mensch bin, der ich immer sein wollte. Außerdem definiert mich die Liebe zu Tieren. Meine beiden Hunde und mein Kater sind mein Ein und Alles.
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Was bedeutet es für Dich, eine Frau zu sein?
Es bedeutet viel für mich. Die Gesellschaft hat viele Vorstellungen davon, was eine „richtige Frau“ ausmacht, aber das halte ich für Quatsch. Eine Frau kann alles sein, sie muss aber gar nichts sein. Jede Frau ist anders, und das ist gut so. Ich liebe es, eine Frau zu sein, und ich gebe nichts auf gesellschaftliche Normen. Für mich ist Women Power einfach etwas ganz Besonderes.
Kannst Du uns von einer besonders positiven Erfahrung erzählen, die Du während Deines Coming-outs gemacht hast, und wie hat sie Dein Leben beeinflusst?
Ich hatte jahrelang mit mir selbst zu kämpfen und als ich endlich den Mut hatte, mir endlich einzugestehen wer oder „was“ ich bin, nämlich eine Lesbe, hatte ich Angst vor der Reaktion meiner Familie. Besonders davor, wie es meine konservativen Großeltern auffassen würden. Aber sie haben mich total überrascht, indem sie sehr positiv reagiert haben und meine Freundin zur nächsten Familienfeier eingeladen haben. Das hat mich sehr berührt und mir gezeigt, dass sie mich so lieben und akzeptieren, wie ich bin.
Wie wichtig war für Dich die Unterstützung von Freunden und Familie bei Deinem Coming-out, und was würdest Du anderen empfehlen, um ein unterstützendes Umfeld zu schaffen?
Die Unterstützung von Freunden und Familie war mir sehr wichtig. Ich bin sonst ein Mensch, der nicht viel auf die Meinung anderer gibt, aber das gilt natürlich nicht für Freunde und Familie. Bei meinen Freunden wusste ich, ihnen ist es egal, ob ich ihnen Boy-Drama oder Girl-Drama erzähle. Aber ich hatte große Angst vor Ablehnung, meiner Familie.
Ich würde jedem raten, sich selbst treu zu bleiben und sich nicht zu fürchten. Es gibt kein besseres Gefühl, als 100 % hinter sich selbst zu stehen und man selbst zu sein. Aber ich verstehe sehr gut, wenn man vor dem Coming-out Angst hat. Du musst Dich auch nicht outen, wenn Du nicht willst. Aber wenn Du es tun möchtest, kannst Du Dir auch jemanden als moralische Unterstützung mitnehmen. Ich habe es auch geschafft, und es war die beste Entscheidung meines Lebens.
Wie hat das Coming-out Dein Leben, Deine Selbstakzeptanz beeinflusst, und gibt es Ratschläge, die Du anderen Frauen geben würdest, die sich in einer ähnlichen Situation befinden?
Mein Coming-out hat mein Leben enorm bereichert und mir ein befreiendes Gefühl gegeben. Erst einmal war es eine extreme Erleichterung mir selbst einzugestehen, wer ich bin, und dass das vollkommen in Ordnung ist. Ich kann jedem nur raten: Sei Du selbst und stehe dazu! Entweder die Menschen akzeptieren Dich, wie Du bist, oder nicht.
Hast Du kontroverse Reaktionen erlebt, und wie gehst Du damit um? Hast Du Tipps für solche Situationen?
Bis jetzt habe ich, bis auf komische Blicke auf der Straße, wenn eine Frau die Hand einer anderen Frau hält, zum Glück keine schlechten Erfahrungen gemacht. Die Meinung anderer Menschen ist mir egal. Es ist mein Leben, mein Glück.
Welche Rolle spielt Deiner Meinung nach die Medienpräsenz von Menschen, die ihr Coming-out teilen?
Ich finde es wichtig, dass Coming-outs in den Medien präsent sind, besonders für junge Menschen, die sich allein fühlen. Es ist wichtig, zu zeigen, dass sie nicht allein sind. Generell würde ich mir für die Zukunft wünschen, dass die Akzeptanz der Gesellschaft für die LGBTQIA+ Community weiter wächst und jede Person so akzeptiert wird, wie sie ist.
Was bedeutet der World Women’s Day für Dich?
Einerseits finde ich es traurig, dass wir einen World Women’s Day brauchen. Denn das heißt, dass wir immer noch nicht an dem Punkt sind, an dem wir eigentlich schon lange sein sollten: Der Gleichstellung aller Geschlechter. Andererseits ist es wichtig, dass es diesen Tag für Frauen gibt, um auf Missstände aufmerksam zu machen. Ich komme aus einer Familie mit vielen starken Frauen. Ich wurde von einer geboren und aufgezogen, sie hat mich zu der Frau gemacht, die ich heute bin. Am World Women's Day möchte ich all die starken Frauen ehren, die uns in unserer Emanzipation so weit gebracht haben. Denn ohne sie wären wir heute nicht hier.